Pferdewechsel der Gauchos Zu der netten Atmosphäre trugen aber auch die weiteren Gäste bei. Wie schon erwähnt, die drei netten Damen aus Buenos Aires und interessanterweise besuchte gerade die amerikanische Natur-Fotografin Laura Crawford Williams, die schon Fotos bei National Geographics veröffentlicht hat (einem erlauchten Kreis für Naturfotografen!) mit einem Klienten die Estancia. Sie gab uns auch den Tipp, samstagmorgens beim Pferdewechsel der Gauchos zuzuschauen - einem grandiosen Spektakel! Sie meinte "typisch Marcos", als sie hörte, dass er uns nicht darauf hingewiesen hatte! Wir waren ihr sehr dankbar dafür, denn es war ein einmaliges Erlebnis, die noch wirklich authentischen "Viehhüter" bei ihrem wöchentlichen Pferdewechsel beobachten zu dürfen - hautnah mittendrin. Stolze Reiter mit ihrer traditionellen Kleidung und Ausrüstung - ein alter Gaucho hatte doch tatsächlich Sporen an den nackten Füßen - holten sich in einem festen Ritual ihre Pferde für die nächste Arbeitswoche in den weiten der Esteros. Einmalig!! Wäre nicht für den folgenden Tag schlechtes Wetter angekündigt worden, wären wir sicher länger geblieben. Ein Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen!!
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Gauchos & "Outback" El Chaco
Gaucho-Sattel
Unsere Tipps
2 -3 Tage einplanen für die Estancia San Juan Poriahú, sich von Marcos die herrliche Natur zeigen lassen oder auf eigene Faust entdecken Samstags den wöchentlichen Pferdewechsel der Gauchos nicht verpassen, ein tolles Spektakel! Noch im September kann es dort sehr kühl werden Fahrt durch das Chaco -  vorher erkundigen, ob es genug geregnet hat Estancia Las Curiosas - angenehmer Zwischenstopp mit sehr guter Küche Yungas NP El Rey - lange Anfahrt, sehr früh starten, Camping möglich
Estancia San Juan Poriahú
Aktivitäten Gleich   nach   unserer Ankunft   nahm   uns   Marcos   mit   den   anderen   drei   Damen   zu   einer wunderbaren   " Sunset"-Bootstour   auf   eine   der   vielen   Lagunen   mit.   Dabei   wurden Piranhas geangelt und Kaimane mit der Beute aufgepäppelt. Das   Boot   musste   Marcos   erst   mal   anschieben.   Da   es   seit   2   Jahren   zu   wenig   (!!) geregnet   hatte,   war   der   Wasserpegel   sehr    niedrig .   Erstaunt   waren   wir   auch   darüber, als   Marcos   uns   erklärte,   dass   im   Moment   die   Vogelpopulation   wohl   nur   10%    der   sonstigen   entsprechen   würde.   Wir   waren   schon   begeistert   von   dem,   was   zur   Zeit   zu sehen   war   -   Störche,   Löffelreiher,   Geier,   Papageien   und   viele   weitere   Ibera-typischen   Vogelarten.   Ganz   abgesehen   von   den   Säugetieren   und   Reptilien,   die   sich   auch in diesem Feuchtgebiet tummeln. Wir   erlebten   1   1/2   tolle   Tage:   Mit   dem   Pick-up    zum   Wald   der   Brüllaffen,   Nachttour   mit   Gürteltier   und   Baby-Kaimane   fangen,   Bootstour   im Abendlicht   und   zu   Pferd (ohne   Reiterfahrung!)   durch   die   Sumpf-   und   Lagunenlandschaft.   Aber   auch   auf   Spaziergängen   über   und   im   nahen   Umkreis   der   Estancia   wurde   es   nicht   langweilig: unzählige   Wasserschweine   ,   die   größten   Nager   der   Welt,   tummelten   sich   auf   den   Dämmen   und   Kanälen,   eine   Falsche   Kobra    hatte   ihre   Behausung   unter   unserem Zimmer (igitt!) und als Krönung entdeckten wir selbst unsere erste Anakonda !!
Einen   richtigen   Treffer   landeten   wir   mit   dem   Besuch   der   auf   etwa   halbem   Weg   zwischen   Posadas   und der Stadt Corrientes gelegenen Estancia San Juan Poriahú . Die   14.000   ha   große   Estancia   ist   ein   Naturparadies   durchsetzt   mit   70   Lagunen   und   einer   vielfältigen Flora   und   Fauna      -   alles   was   die   Ibera-Sümpfe   zu   bieten   haben,   findet   man   hier. Aber   ebenso   ist   es   noch eine   authentische   Rinderfarm ,   auf   der   Viehzucht   betrieben   wird   und   wo   man   noch   echten   Gauchos bei der Arbeit zuschauen kann.
TOP
Der   Besitzer   Marcos ,   ein   Argentinier   wie   er   im   Buche   steht,   ist   ein   interessanter,   liebenswert   eigener   Charakter,   der   mit   viel Begeisterung seinen Gästen die Schönheit seines Besitzes nahe bringt - auch auf Englisch! ! Alles   geht   recht   unkonventionell   zu.   Am   ersten   Abend   nahmen   wir   den   Tee   gegen   19:00   Uhr,   das   Abendessen   fand   dann   erst gegen   22:00   Uhr   statt.   Auch   die   drei   netten   Psychiaterinnen   aus   Buenos   Aires,   die   ebenfalls   hier   zu   Gast   waren,   rätselten manchmal,   was   denn   als   nächstes   auf   dem   Programm   stünde,   wann   es   Essen   gäbe   oder   wann   Marcos   wieder   auftauchen   wollte etc.   Untergebracht   ist   man   in   ländlich-stilvollen,   aber   einfachen   Gästezimmern   -   ohne   Heizofen,   aber   mit   Elektritzität   (wenn Marcos nicht vergisst, den Generator anzuschalten!). Auch   uns   war   es   nachts   schon   frisch,   glücklicherweise   rollte   die   zweite   Kältewelle   aber   erst   über   Nordargentinien,   als   wir   die Estancia   wieder   verlassen   hatten.   Da   kann   man   nur   sagen   -   warm   anziehen!   Wir   hatten   uns   nicht   vorgestellt,   dass   es   im subtropischen Nordosten so kalt werden könnte!
Marcos an der Lagune Estancia San Juan Poriahu Piranha - der hat Zähne!
Gaucho-Getränk Mate Gaucho
El Chaco - das argentinische Outback
Gut   1.000   km    hatten   wir   nun   vor   uns,   um   vom   Zweistromland   zu   den   argentinischen   Anden   vorzudringen   -   dazwischen " El Chaco",  laut Reiseführer eines der wildesten und heißesten Regionen der Erde. Wir froren hier erbärmlich! Das   1   Mio.   km2    große   Gebiet   beschränkt   sich   nicht   alleine   auf Argentinien,   sondern   erfasst   auch   Paraguay,   Bolivien   und Brasilien.   Es   unterteilt   sich   in   eine   trockene   und   feuchtere   Region   wie   im   Ost-Chaco   Argentiniens.   Gut,   dass   wir unseren    ursprünglichen    Plan    aufgegeben    hatten,    die    einsame,    ungewisse    Nordroute    81    über    Formosa    und    den Nationalpark   Pilcomayo   zu   befahren,   denn   der   angeblich   feuchtere   östliche   Teil   stellte   sich   als   knochentrocken   heraus. Der   Nationalpark   Chaco ,   den   wir   nach   einem   kurzen   Stopp   in   Resistencia,   der   "Stadt   der   Statuen",   ansteuerten   war   ein Flop !   Der   Ranger   wunderte   sich   wahrscheinlich,   dass   sich   Besucher   hierher   verirrt   hatten,   denn   alles   war   ausgetrocknet; von der schönen, tierreichen Laguna keine Spur!
Fast ausgetrocknet Lagune NP Chaco
Da   auch   noch   kalte   Winde    aus   Patagonien   einen   jähen   Temperatursturz   verursachten,   waren   wir   froh,   30   km   hinter   dem Badestädtchen   Presidencia   Roque   Saenz   Pena   an   der   Hauptverkehrsader   RN   16   des   Chaco,   unsere   kuschelige   Bleibe   für die   nächste   Nacht   zu   erreichen.   Obwohl   alles   noch   sehr   nach   Winter   aussah,   die   Besitzerin   begrüßte   uns   in   dicker Daunenjacke,   hatten   wir   es   mit   dieser   schicken   Estancia   Las   Curiosas    sehr   gut   getroffen.   Ich   kannte   die Adresse   aus dem   Internet,   Marcos   buchte   sie   uns   am   Vortag   zum   "Einheimischen-Preis".      Das   aufmerksame,   freundliche   Personal,   das außergewöhnlich    gute    Essen     im    stilvoll    eingerichteten    Haupthaus    und    eine    nette    Runde    beim    Abendessen, entschädigten uns für die "Unbilden" des Tages. Gerüstet   mit   einem   "Fahrplan"   durch   den   Chaco   (eigentlich   ging   es   nur   geradeaus!) und   guten   Tipps   für   die   Anden   von   unseren   netten   Tischgenossen   vom   Vorabend, wollten   wir   das   restliche   Stück   Chaco   hinter   uns   bringen.   Es   war   bewölkt,   eisig   kalt und der trostlose Eindruck vom Vortag setzte sich fort.   Armselige     Lehmdörfer,       oft      angekündigt      durch      Müllhalden      an      den Straßenränder   -   der   starke   Wind   wirbelte   den   Dreck   wohl   durch   die   Landschaft-, prägten    das    Bild    entlang    der    sich    zusehends    verschlechternden    Ruta    16         - Schlaglöcher !. Vielleicht   sah   es   auch   nur   so   trist   aus,   weil   das   Wetter   nicht   mitspielte!   So   kamen   wir auch   nicht   auf   den   Gedanken,   einen   Abstecher   in   Richtung   des   "Impenetrable" zu   machen,   der   undurchdringlichen,   dornigen   Wildnis   im   Inneren   des   Chaco.   Marcos hatte uns eh davor gewarnt, dass man sich allzu leicht in dem weit verzweigten Labyrinth verirren kann. Interessant    war    das    dunkle    Holz    der    Quebracho-Bäume ,    die    auch    heute    noch    hier    geschlagen    werden    und aufgestapelt   am   Straßenrand   auf   ihre   Weiterverarbeitung   bzw.   Abholung   warteten.   Ich   hätte   mir   gerne   ein   Stück   davon mitgenommen!   Im   letzten   Viertel   des   19.   Jahrhunderts   hatte   man   begonnen,   riesige   Wälder   des   wegen   seines   hohen Gerbstoffgehalts   auch   "Rotes   Gold   des   Chaco"   genannten   Baumes   abzuholzen.   Dafür   vertrieb   man   mit   brachialer   Gewalt die    dort    lebenden    Indianer    und    hinterließ    nach    der    weitgehenden   Ausbeutung    entwaldete    Landstriche,    die    später    in Baumwollfelder   verwandelt   wurden.   Zimperlich   war   man   in   Argentinien   nie   mit   der   indianischen   Urbevölkerung      -   in   der heutigen argentinischen Gesellschaft nur noch eine Randgruppe!
Estancia Las Curiosas Quebracho-Holz Deko a la Argentina
Yungas - Nationalpark El Rey
Um   die   Mittagszeit   kamen   die   ersten   andinen   Vorgebirge   in   Sicht.   An   deren   Hängen   schmiegt   sich   der   Yungas-Nationalpark   El   Rey   -   einer   der   drei   unter Schutz   gestellten   feuchten   Regenwaldgebiete    an   der   argentinischen   Ostflanke   der   Anden.   Feuchte,   atlantische   Winde   regnen   sich   hier   ab   und   sind   für   die Entstehung    dieser    subtropischen    Nebelwaldregionen    verantwortlich,    in    denen    man    mit    "etwas"    Glück    Tukane,    Papageien,    Stachelschweine, Ameisenbären,   mit   "unglaublichem"   Glück   Tapire   oder   sogar   die   fast   unsichtbaren   Jaguare   oder   Pumas   beobachten   kann.   Die   Chancen   dafür   stehen natürlich am frühen Morgen oder am Abend am besten. Leider   ist   der   Park   etwas   abgelegen   und   ohne   Campingausrüstung   müsste   man   schon   im Dunkeln      von      der      nächsten      Übernachtungsmöglichkeit      starten,      um      zur      besten Beobachtungszeit        im        Park        anzukommen.        Im        östlich        davon        gelegenen Landwirtschaftszentrum   Las   Lajitas   gibt   es   überraschenderweise   ein   proper   aussehendes Hotel.   Von   dort   braucht   man,   nach   55   km   auf   der   bestens   ausgebauten   Ruta   5,   weitere   37 km auf immer schlechter werdender Schotterpiste zum Parkeingang. Den    erreichten    wir    erst    nach    15:00    Uhr,    nachdem    wir    auf    dem    Weg    schon    vier Riesentukane   beobachten   konnten.   Für   große   Aktivitäten   war   es   schon   zu   spät    und   auch das   Wetter   spielte   nicht   mit   -   wolkig   und   sehr   kalt   auf   900m   Höhe.   Bei   Sonnenschein   kann man   hier   schöne   Wanderungen   unternehmen   und   an   den   Lagunen   die   Tierwelt   beobachten, aber   uns   war   es   einfach   zu   kalt.   Gegen   18:00   Uhr   waren   wir   wieder   an   der   Teerstraße   und entschlossen   uns,   noch   am   gleichen   Abend   weiter   in   das   150   km   entfernte   Salta   weiter   zu fahren.
Zweistromland
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